Rosen-Denkmal

Mziuri-Park Tbilisi, Georgien, 2007
Material: Stein und Wasser,
verschiedene Gesteinsarten
aus Georgien
Durchmesser: 18 m

Es waren die jungen Leute in Georgien, die für die Freiheit des ganzen Landes mit Rosen demonstriert und auf unblutige Weise die Freiheit ihres Landes erreicht haben.
Zur Erinnerung an diese Tat habe ich mit meinen Studenten ein begehbares Denkmal geschaffen, das an eine Rose erinnert und aus verschiedenen Steinen aus allen Landes­teilen besteht.
Die Steine, auf denen man sitzen kann, wurden ganz individuell gestaltet. Jeder wurde einer Persönlichkeit gewidmet, die sich für Freiheit, Kultur und Glauben, also die wichtigen Grund­lagen einer funktionierenden Gesellschaft, engagiert hat.

Die »Rose« der Revolution: Als ein Denkmal »von der Jugend für die Jugend in Erinnerung an die große Tat junger Menschen fur Georgien« hat Gabriela von Habsburg in Tbilisi ein Denkmal für die unblutige Rosenrevolution von 2003 geschaffen. Die Reali­sierung des Projektes ist ein demokratisches Gemeinschaftspro­jekt. Gabriela von Habsburg entwarf eine Platzanlage mit einem stilisierten Rosengrundriss. Das Modell steht einer Kreisform mit segmentartig um das leere Zentrum gruppierten Steingrup­pen, eine Art modernes Stonehendge, vor. Die Anlage sollte aus den 60 Steinsorten Georgiens bestehen, welche die Vielfalt des Landes dokumentieren. Die Künstlerin wandte sich an die Akade­mie der Künste in Tbilisi, denn es war ihr Konzept, dass die Steine von Studenten nach deren individuellen Vorstellungen behauen werden sollten. Vorgabe war, jeden Block einer historisch heraus­ragenden Person Georgiens zu widmen. Für die Beschaffung der Steine lancierte sie einen Aufruf an Sponsoren. Die Steine wur­den aus allen Landesteilen von Gemeinden, Städten, von Firmen und Einzelpersonen zur Verfügung gestellt. Behauen wurden sie von den jungen Künstlern der Akademie. Die Form und Größe der Blocke ist sehr unterschiedlich. Rohe Felsblöcke wie Find­linge wechseln mit geometrisch behauenen, organisch gerunde­te mit reinen Quaderformen. Das Konzept gab nur den Bauplan vor, nicht aber wie die jungen Bildhauer die Blöcke zu bearbeiten hatten. Gemeinsam wurde die Arbeit im Team besprochen: wer welchen Stein bearbeiten wollte, welcher Person er zu widmen sei, und auch wo er schließlich auf der »Rose« zu platzieren sei. Die lnschriften in georgischer Schrift vermitteln ein Bild von der großen kulturellen Leistung des Landes. Erwähnt sind auch Sport­ler und Personen, die sich für die Betreuung von Straßenkindern eingesetzt haben. Die »Rose« vermittelt somit ein lebendiges, wirk­lich alle Facetten der gesellschaftlichen und sozialen E?ntwicklung umfassendes Bild Georgiens. Die »Rose« ist ein lebendiger Orga­nismus, was das in ihr fließende Wasser zum Ausdruck bringt. Wie die Adern eines Blattes verlaufen von der Peripherie kleine, unre­gelmäßige Kanäle in das Zentrum des Platzes. Das Rosendenkmal wurde sogleich zu einer lebendigen Begegnungsstätte. Menschen sitzen auf den Steinen, ruhen sich aus, diskutieren. Die Anlage ist eine Bühne, die Menschen, die in ihr agieren, sind für die Künst­lerin das eigentliche lebendige Denkmal. Mit diesem Werk hat Gabriela von Habsburg eine überzeugende Aktualisierung des historischen Denkmals geschaffen. Dieses Denkmal hat sich von seiner Umgebung emanzipiert. Es tritt nicht in Dialog mit einer architektonischen Situation. Es zementiert keine einmal festste­henden Werte und Urteile. Es bettet sich organisch ein, es impo­niert nicht. Es ist eine Plattform der Begegnung. Die Meenschen, die es »benutzen«, machen es erst vollkommen. In ihrer Auseinan­dersetzung mit den von der Künstlerin und ihren Koautoren ge­schaffenen Spielsteinen ergibt sich jedes Mal eine neue »Rose« der politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit. Dieses demo­kratisch »offene« Denkmal ist zukunftsweisend. Matthias Frehner